Aus der Geschichte

des Münsterischen Zoos

Zwei Begriffe waren mit Münsters Zoo untrennbar verbunden und spielen in seiner Geschichte eine maßgebliche Rolle: Professor Dr. Hermann Landois und die von ihm gegründete Abendgesellschaft. Beide standen in ihrer Eigenart und Originalität einmalig da, und beide haben sich einen Namen gemacht, weit über die Grenzen Deutschland hinaus. Obwohl Professor Landois der Nachwelt gewöhnlich als Possenreißer bekannt ist, erwarb er sich hohe Verdienste als ernster, zielstrebiger Gelehrter im zoologischen Fach, dessen zahlreiche wissenschaftliche Arbeiten noch heute die uneingeschränkte Anerkennung und Beachtung der Fachwelt finden. Sein Bestreben, die naturwissenschaftlichen Kenntnisse und Erkenntnisse dem Volke zugänglich zu machen, fand seinen Neiderschlag in der im Jahre 1870 erfolgten Gründung der Zoologischen Sektion des Westfälischen Provinzialvereins, die unter seiner anregenden und belebenden Leitung bedeutsame Erfolge zu verzeichnen hatte. Ein brennender Wunsch des Professors war es, das "lebende Naturerleben" der Allgemeinheit zugänglich zu machen, da die von ihm im Jahre 1871 übernommene und beachtlich bereicherte tierkundliche Sammlung des Zoologisch-anatomischen Museums nur einem geringen Teil der Bevölkerung zugute kam, nämlich den Forschern und Studierenden. So gründete er nach vielen Fehlschlägen und Schwierigkeiten am 14. Februar 1874 den Westfälischen Zoologischen Garten in Münster auf dem kleinen Gelände der sogenannten "Insel", die noch heute durch die Lage der Teiche gekennzeichnet wird. Schon ein Jahr später, am 26. Juni 1875, wurde der neue Zoo feierlich seiner Bestimmung übergeben. Durch die Erschließung der seltsamsten finanziellen Hilfsquellen gestaltete Landois seinen Zoo bald zu einen der angesehensten Tiergärten Europas. Im Jahre 1885 konnte der junge Zoodirektor westlich der "Insel" die Kellersche Besitzung erwerben, auf der einige bedeutsame Gebäude, nämlich 1891 das Provinzialmuseum für Naturkunde, 1893 das Raubtierhaus und 1899 das das Elefantenhaus errichtet wurden. Östlich der "Insel" fanden auf einem größeren Gelände 1912 das neue Affenhaus, 1924 das Rindergehege, 1928 die Robbenbecken und die große Raubvogelvoliere Platz.